Unsere Tipps für den Ausnahmezustand: HomeOffice mit Kids

Unsere Tipps für den Ausnahmezustand: HomeOffice mit Kids

Anregungen für den Ausnahmezustand: HomeOffice mit Kindern

Idee_Nr4 (c) Forum

Man mag nun sagen: "Wer glaubt das HomeOffice mit Kinderbetreuung funktioniert, hat weder HomeOffice noch Kinderbetreuung verstanden."
Dennoch ist dies nun mal die jetzige Situation und wir gehören zu den Privilegierten die ihre Arbeit ins HomeOffice verlegen konnten, um so die Kontakte radikal zu reduzieren.

Allerdings ist es mit Kita Kids zu Hause echt eine Herausforderung und daher gilt unser heutiger Tipp dem Thema #homeofficemitkind

Die Beschäftigungsuhr:

Kitakinder sind einen festen Rhythmus gewöhnt und können sich an die neue Situation am besten gewöhnen, wenn auch wir uns einen gemeinsamen festen Tagesablauf aneignen.

Die selbstgebastelte Pappteller Uhr visualisiert dies für die Kinder und Ihr könnt gemeinsam den Zeiger auf die jeweilige Phase schieben. Es geht dabei gar nicht so sehr um die festen Zeiten, sondern die Reihenfolge – also den Ablauf der Dinge, der nach einer Weile vorhersehbar ist.

Und so könnte es aussehen: 

Beginnt je nach Weckzeit in Ruhe mit Aufstehen, Fertig machen, Frühstücken und einer kurzen Haushaltsrunde (Tisch abräumen, Küche aufräumen, Geschirrspüler oder Abwaschen) – hierbei können auch die Kita Kids schon helfen. Seid präsent und ganz „da“ – macht die Dinge gemeinsam mit Euren Kindern und lasst sie Kleinigkeiten allein entscheiden oder ausprobieren. Das morgendlich „alleine Anziehen“ das manchmal dem Zeitdruck zum Opfer fällt, kann jetzt in Ruhe geübt werden.

Je nachdem wann Euer Morgen startet könnt ihr schon eine gemeinsame Spielrunde einbauen. Besser noch – der komplette Ablauf wird spielerisch begleitet.

Versucht nicht die ganze Zeit nebenher irgendwas zu machen: Handy hier, Laptop da , mal eben telefonieren – das ist unbefriedigend für Eure Kinder, denn immer wieder reißt die Verbindung zu Euch ab. Und auch ihr werdet das Gefühl haben, nichts wirklich zu schaffen.

Vereinbart im Laufe des Vormittags für einen gewissen Zeitraum eine klare Trennung zwischen Spiel- und Arbeitszeit. Sagt, dass ihr jetzt arbeiten müsst, das die Zeit bald rum ist und dann wieder gemeinsam gespielt wird, seid ansprechbar aber setzt auch eine klare Grenze. Hierbei hilft auch die selbstgebastelte Uhr - der nächste Abschnitt ist sichtbar und damit vorstellbarer. 

Je nach Alter können Kinder sich gerade mal 10-20 Minuten allein beschäftigen, bei größeren klappt das schon mal bis zu einer Stunde. Hilfreich ist hierbei in jedem Fall die aus der Montessori-Pädagogik bekannte „vorbereitete Umgebung“, in der die Kinder sich frei bewegen können und Spielwelten oder –stationen klar voneinander getrennt vorfinden (die Legokiste mit entsprechend Platz zum Aufbauen hier, eine Kuschelecke mit Büchern dort, Schüttspiele, Lerntabletts). Bedient Euch einfacher Beschäftigungsmöglichkeiten – unter dem Stichwort „Montessori“ finden sich zum Beispiel bei Pinterest zahlreiche tolle Beispiele. Denn viel Spielzeug hilft nicht unbedingt viel, dann sind sie schnell überfordert mit dem Angebot. Tauscht die Spielinseln über die Wochen mal aus, so dass sie neues entdecken können.

Und denkt daran – Langeweile dauert nur maximal 20 Minuten, dann fällt den Kindern spätestens irgendetwas Neues ein womit sie sich beschäftigen können.

Bevor Ihr in diese Arbeitsphase geht, geht selber noch mal zur Toilette, mit den Kids auch. Habt Wasser und Snacks sowohl für Euch als auch die Kinder bereit stehen, damit ihr nicht direkt wieder unterbrechen müsst.

Versucht konzentriert zu arbeiten – unterteilt schon am Tag vorher Eure Aufgaben in Prioritäten und legt dann direkt los.

Je nach Temperament und Alter der Kinder könnt ihr in 20 Minuten Abständen mit kurzen Pausen oder in einer durchgezogenen vollen Stunde (oder zwei) doch einiges schaffen.

Dankt Euren Kindern anschließend wenn sie gut kooperiert haben, denn jetzt ist wieder gemeinsame Zeit angesagt. Ihr könnt etwas spielen, raus gehen, ein Bastelprojekt starten oder nehmt Euch eine Tagesaufgabe vor. Zum Beispiel jeden Tag ein Zimmer aufräumen/ putzen oder im Garten etwas erledigen etc. Lasst auch hier die Kinder mitmachen, sie sind oft bestrebt und sehr glücklich wenn sie mitmachen dürfen und merken dass sie ihren Teil zum Familienleben beitragen können.

Das gleiche gilt für die Vorbereitung des Mittagessens – wenn es für Euch machbar ist, ist vorkochen natürlich eine gute Möglichkeit, ansonsten haltet es so einfach wie möglich. Niemand erwartet das ihr jetzt 5 Wochen lang jeden Mittag ein Festmenü auf den Tisch zaubert. Auch wenn es drei mal die Woche Nudeln gibt, alles was Euch das „überleben“ erleichtert darf jetzt sein.

Das gilt generell: lockert alle Regeln – wir befinden uns in einer Ausnahmesituation und da müssen wir nicht auf alle sonst geltenden Regeln pochen und auch noch langwierige Konflikte aushalten.
Erlaubt in den gemeinsamen Spielzeiten auch mal Dinge die es sonst nicht sind bzw. stellt Räume zur Verfügung die sonst tabu sind: Kinderdisco auf dem Elternbett, Glibbermatsche auf dem Badezimmer Boden, Matchbox Rennstrecke quer durch den Flur etc.. Fünf Wochen werden lang – überlegt Euch ob ihr ein weiteres Zimmer für diese Zeit kindersicher macht und frei gebt.

Um es spannender zu machen könnt ihr auch hier und da mal ein Wohnzimmer Picknick machen oder einzelne Mahlzeiten auf dem Sofa erlauben.

Nach dem Mittagessen plant wieder eine kleine Haushaltsrunde ein bei der die Kids noch helfen können. Dann sollte es eine Ruhephase geben. Die kennen die Kinder auch aus der Kita.
Wer keinen Mittagsschlaf mehr hält, sollte trotzdem ruhen – hört zusammen ein Hörspiel, lest ein Buch oder ruht Euch in einer selbstgebauten Höhle aus. Wir haben den Mittagsschlaf wieder eingeführt, das klappt zum Glück gut. Wer mittagsschlafende Kinder hat, kann jetzt noch mal eine Runde arbeiten.

Vergesst aber nicht, dass ihr auch mal eine Pause braucht.

Am Nachmittag und solange das Wetter mitspielt und es keine Ausgangssperre gibt – geht raus und genießt den Frühling. Überfüllte Spielplätze, Spielgruppen oder auch Treffen mit vielen anderen Familien sind dennoch tabu – halten wir uns nicht gemeinsam daran, wird die Ausgangssperre bald folgen. Geht im Feld spazieren, im Wald oder im Park (wenn nicht zu überfüllt). Der Frühling bietet zum Glück viele tolle Möglichkeiten sich draußen zu beschäftigen.

Die Kooperationsbereitschaft der Kinder lässt am Nachmittag deutlich nach, solltet ihr noch mal was arbeiten wollen, nehmt Euch nicht unbedingt die schwierigsten Dinge für diese Zeit vor. Auch Eure Konzentration wird um diese Uhrzeit nicht mehr die Beste sein.

Im Sinne der gelockerten Regeln, gibt es daher bei uns an dieser Stelle – Medienzeit – länger als sonst. Dies ist in gewissem Rahmen durchaus vertretbar und kann, wenn alles wieder normal läuft auch wieder abgeschafft werden.

Diese Stunde/ anderthalb die die Kinder noch mal eine Serie schauen oder mit dem Tablet spielen dürfen, bringt sie selbst zur Ruhe und verschafft Euch im Idealfall noch mal Zeit am Computer.

Anschließend solltet ihr von Eurer Abendroutine nicht zu sehr abweichen, das gibt Sicherheit. Gerade Abends und nach einem Tag voller Kooperation und Kompromisse braucht ihr alle gewohnte Rituale die funktionieren. Wer zum Beispiel ausgerechnet jetzt versucht die Einschlafbegleitung abzuschaffen, wird bestimmt Schwierigkeiten bekommen. Die Kinder nehmen unsere diffuse Ängste (vor dem Virus, finanzielle Sorgen etc.) wahr und müssen sich ihrerseits erst an die neue Situation gewöhnen. Daher braucht es für einen ruhigen Schlaf die Geborgenheit und Verlässlichkeit die auch sonst vorherrschen.

Am Abend könnt ihr noch einmal eine Schicht Arbeit einschieben, vorkochen oder auch einfach nur selbst früh ins Bett gehen – jeder braucht etwas anderes. Probiert aus was für Euch funktioniert und sprecht Euch vor allem gut mit dem anderen Elternteil ab, was für wen am besten machbar ist.

Manche möchten vielleicht auch lieber am Morgen früh aufstehen und ungestört zwei Stunden arbeiten bevor die Kinder wach werden – jeder findet seinen individuellen Weg.

Idealerweise kann man mit dem anderen Elternteil halbe/ oder tageweise die Betreuung tauschen und sich so ungestörte 4-5 Stunden am Stück verschaffen. Jede Familie wird ihre eigene individuelle Lösung finden – dies ist daher auch kein in Stein gemeißelter Ablauf der unbedingt kopiert werden sollte. Er funktioniert für uns und vielleicht passen wir ihn nach drei Wochen auch noch mal wieder an...wir werden sehen.

Wichtig ist sowohl von sich selbst als auch von den Kindern nicht zu viel zu verlangen. Wer täglich 5-6 oder gar volle 8 Stunden produktiv war und nun auf 3 x 1 h reduziert ist, muss sich natürlich erstmal umstellen. Da aktuell aber alle in der gleichen Lage sind, also auch Eure Vorgesetzten, Kollegen, Kunden, Klienten, Dienstleistern etc. – bleibt zu hoffen, das wir alle Verständnis füreinander aufbringen können und auch die Arbeitgeber sich Modelle einfallen lassen, die Euch mit Euren #QuarantäneKids entlasten.